The Works of Hieronymus Bosch
Ein Bosch in Bonn?
Kein Lichtstreif am Horizont, eine abgeschottete Heimat unheimlicher Geschöpfe mit Löwenköpfen, Vogelmenschen, Schlangen und Dämonen. Ein offenes Schlachtfeld von Qualen und Folter, dessen Teilnehmer unverzeihliche Sünden begangen haben. Ein unvorstellbarer und so grausamer Anblick, der zum eindringlichen Apell dient, gehorsam gegenüber Gott zu bleiben. Vor uns liegt die Hölle in den Augen von Hieronymus Bosch, der frühneuzeitliche Maler, der mit Symbolen am prägnantesten umzugehen wusste und dessen Werke bis heute in Malerei und Choreografie rezipiert werden.
Weniger bekannt ist manche Verbindung Boschs ins Rheinland. Nicht nur stammte seine Familie väterlicherseits aus Aachen (davon zeugt deren Nachname “van Aken”), sondern wurde 1585 auch ein Triptychon Boschs ins Bonner Münster gebracht. Das Altarbild mit Szenen aus der Geschichte Jesu (Geburt, Ankunft Jesu in Jerusalem und Auferstehung) soll dem Bonner Münster 1585 übergeben worden sein. Der Bonner Chronist Gerardus Alectorius, der über Bonn im Kölner Krieg der 1580er Jahre schrieb, hielt in seinen Aufzeichnungen fest, dass dieses Triptychon, das er Bosch zuschreibt, im Zuge der Eroberung und Plünderung Bonns durch den Kriegsherrn Schenk von Nideggen beschädigt wurde. Der Bonner Kleriker, so gab er selbst an, konnte die Beschädigung reparieren lassen – wo das Gemälde des „celebris nostri temporis eo loci pictoris“ ( =ein zu unserer Zeit und bei uns berühmten Malers) nach diesen turbulenten Zeiten verblieben ist, gibt der Bonner Chronist aber leider nicht an.
Nachlesen lässt sich der „Bosch in Bonn“ auf der digitalen Editionsseite zu den Werken des Malers, die das Huygens-Institut aufgesetzt hat: „BoschDoc“. Die digitale Edition “Boshdoc: Bosch Research and Conservation Project” gewährleistet einen Zugang auf über 1000 verschiedene Dokumente. Diese umfassen nicht nur Informationen über Bosch selbst, sondern bieten auch eine Möglichkeit sich näher mit der unmittelbaren Umgebung in der Bosch wirkte, mit seiner nahen Familie und seinen Werken auseinanderzusetzen. Für Recherchezwecke ist die digitale Edition vor allem dadurch praktisch, dass die Webseite nicht nur eine Ansicht der Transkription, sondern auch Übersetzungen ins Niederländische, Englische und Spanische anbietet.
Das Originaldokument der Aufzeichnungen von Alectorius liegt in der ULB - Universitäts- und Landesbibliothek Bonn unter der Signatur S 338 und ist auch über die dortige digitale Sammlung abrufbar. Ergo: Der Blick in digitale Quelleneditionen erfüllt viele Interessen, ob Kunstbegeisterung oder landesgeschichtliches Interesse.
Autor*in: V. Andresian