REPERTORIUM ALBORUM AMICORUM
Haben Sie schonmal ein Freundebuch geführt? Oder sich in einem Hotel ins Gästebuch eingetragen? Der Wunsch, die eigenen Begegnungen und Beziehungen festzuhalten, geht auf eine lange Tradition zurück: Mithilfe sogenannter Stammbücher dokumentierten insbesondere Angehörige höherer Schichten ab dem 16. Jahrhundert ihre Freundschaften und Bekanntschaften. Die Tradition der „Stammbuchsitte“ ist auf die Praxis spätmittelalterlicher Gästebücher im adeligen Milieu zurückzuverfolgen und verbreitete sich seit den 1530er Jahren vom Umfeld der Wittenberger Reformatoren ausgehend in verschiedenen sozialen Schichten.
Ein wichtiger Zweck der Bücher bildet die Selbstdarstellung ihrer Besitzer*innen. Mit prominenten Personeneinträgen und kunstvollen Bildbeigaben konnte man sich rühmen und zusätzlich Reisen festhalten, sowie die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Milieu aufzeigen.
Achtung Verwechslungsgefahr: Stammbücher sind nicht mit genealogischen Dokumenten (oft auch „Familienstammbücher“ genannt) gleichzusetzen. Dennoch können sie genealogisch und heraldisch aussagekräftiges Material enthalten.
Wer sich für diesen spannenden Quellentyp interessiert, dem sei das Repertorium Alborum Amicorum (kurz: RAA) empfohlen. Als weltweit größte Datenbank zur Erfassung von Stammbüchern umfasst diese über 348.000 Stammbuch- und Eintrags-Datensätze. Das Projekt wurde 1998 am (heutigen) Department Germanistik und Komparatistik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ins Leben gerufen und wird von dort bis heute betreut.
Autor*in: M. Klinkenberg