Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance
In der Renaissance schien die Antike in bildlichen Darstellungen, in der Architektur oder auch in wissenschaftlichen Abhandlungen beinahe allgegenwärtig zu sein. Doch die antiken Stätten, die wir heute touristisch erschließen, sahen im 15. und 16. Jahrhundert ganz anders aus. Welche antiken Bauwerke waren den Zeitgenossen der Renaissance zu welcher Zeit, an welchen Orten und in welchem Zustand bekannt?
Die Kenntnis der Renaissance-Künstler über die antiken Stätten und Kunstwerke aufzuzeigen, ist das Ziel des am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelten interdisziplinären Forschungsprojekts Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance. Das Kernstück des Projektes stellt eine Datenbank dar, in welcher die bekannten antiken Monumente sowie die entsprechenden frühneuzeitlichen Dokumente erfasst und miteinander in Verbindung gesetzt werden. Zu den erfassten antiken Bau- und Bildwerken zählen beispielsweise Skulpturen und Plastiken, Inschriften, Münzen sowie Malerei. Die schriftlichen Quellen aus der Frühen Neuzeit umfassen beispielsweise Künstler-Viten oder auch Reiseberichte, wobei ebenso frühneuzeitliche Bildquellen, wie Zeichnungen, Gemälde oder auch Skulpturen berücksichtigt werden. Darüber hinaus finden sich ergänzende Angaben zu Personen und Orten, zum Stil sowie eine Bibliographie. Insgesamt umfasst diese Datenbank, die seit Juni 2017 im Open Access frei zugänglich ist, rund 250.000 Datensätze.
Durch die Zusammenarbeit mit weiteren Forschungsprojekten, die sich der Antikenrezeption in anderen Epochen zuwenden, wird die Census-Sammlung durch den Corpus Winckelmann (17. und 18. Jahrhundert) sowie durch den Corpus Medii Aevi (Rezeption und Adaption antiker Kunst im Mittelalter) ergänzt.
Sowohl Studierenden als auch Interessierten gewährt diese Datenbank, die sich durch ihre vielfältigen Recherchemöglichkeiten und die große Quellengrundlage auszeichnet, einen Einblick in die Rezeptionsformen antiker Kunst und Bauwerke zur Zeit der Frühen Neuzeit. Ein Blick lohnt sich in jedem Fall!
Autor*in: K. Stuhldreher