Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2024
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Konrad Vössing: Die frühe römische Kaiserzeit: Politik, Gesellschaft, Kultur
Die Vorlesung behandelt das römische Kaiserreich von seiner Entstehung unter Augustus (31 v. Chr. - 14 n.Chr.) bis zur Zeit Trajans (98 - 117 n.Chr.), in der es seine größte Ausdehnung erreichte. Im ersten Teil soll ein Überblick über die politische Verfassung (den sog. Prinzipat) gegeben werden, die in dieser Zeit weitgehend unverändert blieb. Anschließend werden wichtige Bereiche der Sozial-, Wirtschafts-, Verwaltungs-, Religions-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte dargestellt.
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Jan Timmer: Die politische Kultur der späten römischen Republik
Die späte römische Republik war ein seltsames Gebilde: Auf der einen Seite geprägt durch erbitterte Konkurrenz zwischen den Angehörigen der Nobilität, benötigte man doch auf der anderen gleichzeitig weitgehende Einmütigkeit innerhalb der Aristokratie, um kollektiv verbindliche Entscheidungen herstellen zu können. In der Vorlesung sollen die technisch-instrumentellen Formen der Entscheidungsfindung ebenso behandelt werden wie die symbolisch-expressiven, mit denen die Möglichkeit der Gleichzeitigkeit von Konsens und Konkurrenz gewährleistet wurde.
Im Sommersemester 2024 werden keine Einführungsveranstaltungen angeboten.
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Forschungsprobleme der Alten Geschichte
Das Kolloqium der Alten Geschichte findet Dienstags von 18-20 Uhr statt.
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Konrad Vössing: Rom und Karthago (241 – 146 v. Chr.)“
Rom und Karthago’ ist im dritten und zweiten Jahrhundert vorrangig die Konfliktgeschichte zweier Mächte; sie endete bekanntlich mit der Vernichtung der einen und dem Aufstieg der anderen zur Weltmacht. Das hatte auch für die Quellenlage erhebliche Folgen: die Sichtweise der unterlegenen Seite ist nur ganz selten überliefert. Quellenkritik ist aber nicht nur bei der Rekonstruktion der Auseinandersetzungen nötig, sondern auch bei der Untersuchung der Auswirkungen des Konflikts auf die römische Oberschicht und bei der Frage nach möglichen Charakteristika des karthagischen Staatswesens. Zeitlich soll das Jahrhundert von 241 (Ende des 1. punischen Krieges) bis 146 v. Chr. (Ende des 3. punischen Krieges) behandelt werden.
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Winfried Schmitz (zusammen mit Prof. J. Dietrich): Politik und Recht im antiken Griechenland und im alten Israel – ein Vergleich
Ausgehend von den Historien Herodots werden im Hauptseminar Grundprobleme von Politik, Herrschaft und Recht im archaischen und frühklassischen Griechenland und im Alten Israel vergleichend untersucht. Thematisiert werden monarchische und aristokratische Herrschaft, theoretische Entwürfe politischer Verfassungen und einer kosmischer Ordnung, Formen der Abhängigkeit, von Sklaverei, Schuldrecht und Schuldknechtschaft, göttliche und menschliche Gerechtigkeitsvorstellungen sowie das Tötungs- und Erbrecht.
Im Sommersemester 2024 werden keine Proseminare angeboten.
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Winfried Schmitz: Die griechische Familie in spätklassischer und frühhellenistischer Zeit
Anhand ausgewählter antiker literarischer und epigraphischer Quellen sollen Strukturen der Familie in hellenistischer Zeit behandelt werden. Im Einzelnen wird es um demographische Fragen und Familiengröße, Heiratsmuster, Erb- und Besitzstrategien, das Mitgiftsystem sowie die im Haus lebenden Sklaven und Kinder gehen. Anders als in archaischer und klassischer Zeit lassen sich für den Hellenismus verstärkt Quellen heranziehen, die sich nicht nur auf Athen und Sparta beziehen und auf eine bessere Stellung der Frauen in Haus und Gesellschaft schließen lassen.
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Jan Timmer: Galen von Pergamon
Galen von Pergamon (ca. 129 bis ca. 216 n.Chr.) war einer der einflußreichsten und, was das literarische Schaffen betrifft, produktivsten Ärzte der Antike. Nach dem Medizinstudium in Pergamon, Smyrna und Alexandria arbeitete er zunächst als Gladiatorenarzt in Pergamon, bis er 162 n.Chr. nach Rom übersiedelte und es dort bis zum Leibarzt des Kaisers Marc Aurel brachte. In der Übung sollen ausgehend von Galens Biographie Ausbildung, soziale Stellung und Tätigkeit römischer Mediziner untersucht werden.
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Lennart Gilhaus: Arbeit, Sex und Politik – Alltag im klassischen Athen
Athen war nicht nur der größte und über lange Zeit auch mächtigste Stadtstaat im klassischen Griechenland, sondern durch Reden und Theaterstücke sowie archäologische Überreste sowie später entstandene antiquarische Schriften verfügen wir für das Athen des ausgehenden fünften und vierten Jahrhunderts über eine ausreichend große Anzahl an Quellen, um in groben Zügen das Alltagsleben der Athener nachzuzeichnen. Unter Rückgriff auf diese Quellen wollen wir dabei verschiedene Lebensbereiche von Arbeit über Sexualität und Familie bis hin zu Politik gemeinsam analysieren. Aber auch der Umgang mit Krankheit, Behinderungen und Tod soll eingehend thematisiert werden. Aufbauend auf den propädeutischen Grundlagen, die im Proseminar erarbeitet wurden, steht in der Übung der Umgang mit verschiedenen Quellengattungen, die Anwendung soziologischer Theorien sowie das gemeinsame Lesen von wissenschaftlichen Aufsätzen im Vordergrund
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Christian Wiegel: Freigelassene in der römischen Kaiserzeit
In der römischen Gesellschaft war es für viele Römer normal, andere Menschen als Eigentum zu haben. Ein nicht unerheblicher Teil der Wirtschaftsleistung des Imperiums beruhte auf der Arbeitskraft von Unfreien. Dabei waren antike Gesellschaften aber bei aller Stratifiziertheit und Ungleichheit keine ständischen Systeme, ein Wechsel zwischen Statusgruppen oder Schichten war nicht ausgeschlossen und in manchen sozialen Konfigurationen Teil eines – von anderen wiederum kritisch beäugten – Aufstiegsethos. Sei der Weg vom Tellerwäscher zum Millionär auch noch so unwahrscheinlich: Die Voraussetzung für den Aufstieg war aber fast immer die Freiheit der eigenen Person oder zumindest die Vorbereitung derselben während der Phase der Unfreiheit. Die Übung widmet den Wegen in die Sklaverei und den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Unfreien kurze Einführungen, bevor „die“ sozialen Bergsteiger der römischen Kaiserzeit thematisiert werden: die Freigelassenen (liberti). Für diejenigen Sklaven, die nicht ausschließlich dazu gezwungen waren, auf einem Landgut oder in einer Mine ihre Körperkraft einzusetzen, bis diese versagte, war die Freilassung nach Meinung vieler Forscher eine durchaus realistische Option, was wiederum viel zur Pazifizierung und Akzeptanz des Systems beigetragen haben könnte. Das Phänomen soll dabei exemplarisch in seiner juristischen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimension anhand verschiedener Quellengattungen und möglichst repräsentativer Beispiele von Freigelassenen aufgezeigt werden.
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Markus Leiber: Verachtete Außenseiter und Helden der Arena – Gladiatur und Spiele in der römischen Welt
Gladiatorenkämpfe und die anderen Formen öffentlicher Spiele dürften zu den bekanntesten Phänomenen der römischen Antike gehören – führen sie doch aufgrund ihrer inhärenten Brutalität auf eindringliche Art und Weise die Andersartigkeit der Antike vor Augen. Im Fokus des Seminars steht jedoch in erster Linie die gesellschaftliche und sozialhistorische Bedeutung dieser Formen der Massenunterhaltung. Denn die Arena war weit mehr als ein Ort blutiger Unterhaltung, sie stellte vielmehr einen Mikrokosmos der römischen Gesellschaft dar. Sie war einer der Orte an dem die gesellschaftliche Stratifikation für jeden sichtbar wurde und sie war ebenso einer der Orte an dem das Volk und seine Herrscher miteinander kommunizierten. Gleichfalls erlaubte sie es sozialen Außenseitern, aus denen sich ihre Protagonisten rekrutierten, die Bewunderung der Gesellschaft zu erlangen. Darüber hinaus erlaubt das Thema des Seminars einen Blick auf weitere althistorische Themenfelder wie die Medizingeschichte oder auch auf die Frage der Romanisierung des griechischen Ostens des römischen Reichs.
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Konrad Vössing: Die römische Gesellschaft im Spiegel der Satiren Martials und Juvenals
Martial und Juvenal zählen zu den Klassikern der römischen Satire. Die 15 Bücher satirischer Epigramme Martials (insgesamt über 1500) und die 16 Satiren Juvenals wurden immer wieder übersetzt und kommentiert, nicht nur wegen ihrer ästhetischen Qualitäten, sondern weil sie mit ihrer ‚Sozialkritik’ direkt in die römischen Alltagsgeschichte und in die Gesellschaft des späteren 1. und früheren 2. Jahrhunderts n.Chr. zu führen scheinen Dies war aber keineswegs ihr Ziel. Primär ging es den Autoren um Erfolg beim Publikum und vor allem bei reichen und mächtigen Gönnern. Wir können die Texte, die in einer langen literarischen Tradition stehen, also nicht als einfache Beschreibungen lesen. Auch wenn sie Einblick in Lebensbereiche gewähren, die in literarischen Zeugnissen meist ausgeblendet sind, müssen ihre Aussagen mit denen anderer Quellen zur römischen Sozialgeschichte abgeglichen werden.
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Winfried Schmitz: Frühes Christentum im Rheinland
In der Spätantike wurde das Leben in den germanischen Provinzen unsicher, da immer wieder germanische Gruppen in römisches Gebiet eindrangen und Städte und Höfe plünderten. An der Grenze wurden deswegen Kastelle errichtet, um den Schutz der Bevölkerung zu garantieren. Im Laufe des 4., 5. und 6. Jh. konnte sich trotz der unsicheren Lage das Christentum im Gebiet von Rhein, Maas und Mosel ausbreiten. In der Übung werden diese Umbrüche anhand von literarischen und inschriftlichen Quellen nachvollzogen.
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Jan Timmer: Städtische und ländliche Unterschichten in Republik und früher Kaiserzeit
Im Mittelpunkt unserer Beschäftigung mit dem römischen Reich stehen zumeist die Eliten: Politiker oder Feldherren, die Kaiser und ihr Hofstaat, allenfalls noch reiche Ritter und Dekurionen. Nur selten gelangen hingegen die städtischen und ländlichen Unterschichten, die doch den Großteil der Bevölkerung ausmachten, in den Blick. In der Veranstaltung soll mittels epigraphischer und archäologischer Quellen der Alltag von Bauern und einfacher Stadtbevölkerung rekonstruiert werden.
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Rüdiger Kinsky: Judenfeindschaft in der Antike
Menschen hassen, und von allem, was sich hassen lässt, und hassen lässt sich alles Mögliche, ja: alles, mithin selbst: das Ganze, sind es vor allem andere Menschen, die sie - zumeist justament deren Andersheit wegen - hassen und dieserhalb - denn: der Hass ist der Generator der Feindschaft - „in Gedanken, Worten und Werken“ als Feinde traktieren. Dass die Feindtraktierung unter den ihr verfügbaren Weisen der Feindmalträtierung auch jene non-verbale aktiviert, die das Extremum gewalttätiger Feindattackierung darstellt: die Feindmassakrierung, davon wissen speziell Juden ein Lied zu singen. Es trägt den Titel „Lied von der Judenfeindschaft“, ist erstmals im 5. Jahrhundert ante vernehmbar und bleibt dies nicht nur bis zum Ausgang der Antike, sondern bis heute. Wie kann das sein? Will man diese Frage beantworten, empfiehlt sich - denn: den Schlüssel zu ihrer Beantwortung liefert der antike Antijudaismus -, gründlich diesen Fragen nachzugehen: Was hat Juden Nicht-Juden in der Antike zu Feinden und Ägypten, Syrien/Palästina und Rom zu Hotspots antijüdischer Agitation und Aktion gemacht? Welche Ziele wurden hierbei von wem aus welchen Gründen und mit welchen Mitteln verfolgt? Wie haben Juden darauf reagiert und sich zu behaupten gesucht? Worin lag die Spezifität des christlichen Antijudaismus und welches Gewicht ist ihm in Sachen Judenfeindschaft in der Antike zuzumessen? Die Übung wird diesen Fragen nachgehen und auf sie Antworten geben, die zumindest - und: das ist nicht wenig - eines zur Evidenz bringen: den Segen des Wissens.
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Wolfgang Will: Athen vor den Perserkriegen
Im archaischen Athen des 6. Jahrhunderts v. Chr. bildeten sich die Bedingungen heraus, die in klassischer Zeit die Entstehung einer Demokratie ermöglichten. Wer diese verstehen will, muss jene kennen. In der Übung werden Texte des Aristoteles, des Historikers Herodot und des Biographen Nepos gelesen. Lateinkenntnisse erforderlich.
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Christian Weigel: Ionien und Lykien in der Antike (Übung zur Exkursionsvorbereitung)
„Brücke zum Orient“ nannte der Archäologe Wolfram Hoepfner 2011 sein Buch über Ionien, „Landschaft zwischen Meer und Taurus“ der Althistoriker Frank Kolb 2008 sein DFG-Projekt zur Erforschung Lykiens. Die beiden (fast) benachbarten antiken Landschaften unserer Exkursion wurden unterschiedlich gerahmt: Ionien als Kontaktzone zwischen vermeintlichen oder tatsächlichen Kulturräumen, für Lykien wird neben Kulturkontakt – auch mit dem Argument isolierender Topographie – stärker die Kontinuität „indigener“ lykischer Kultur betont. Mit Leitfragen nach Kulturkontakt und -kontinuität soll die wechselvolle Geschichte beider Regionen von der Zeit hethitischer Nachfolgestaaten bis zu den arabischen Einfällen der Spätantike anhand archäologischer, epigraphischer und literarischer Quellen in der Übung beleuchtet werden. Die Übung bereitet damit auf eine Exkursion der Alten Geschichte in die Südwesttürkei vor, die vom 28.09.-08.10.2024 stattfinden wird. Die Teilnahme an der Übung ist verpflichtend für alle Exkursionsteilnehmer*innen. Die Übung kann aber auch besucht werden, ohne an der Exkursion teilzunehmen.
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Sven Martini: Die Adoptivkaiser
"Wenn jemand aufgefordert werden sollte, die Periode in der Weltgeschichte anzugeben, während welcher die Lage des Menschengeschlechts die beste und glücklichste war, so würde er ohne Zögern diejenige nennen, welche zwischen dem Tod des Domitian und der Thronbesteigung des Commodus verfloss." Mit diesen Worten beschreibt der britische Historiker Edward Gibbon (1737 – 1794) in seinem Werk „The History of the Decline and Fall of the Roman Empire“ die Geschichte des Römischen Reiches von 96 bis 180 n. Chr. Die Übung thematisiert die Herrschaft von sechs Kaisern, die größte Ausdehnung des römischen Reiches unter Trajan im Jahr 117, mehrere Feldzüge in unterschiedlichen Regionen des Reiches, die Errichtung noch existenter Baudenkmäler und mit Marc Aurel einen der bekanntesten römischen Herrscher neben Augustus und Konstantin. Die Sitzungen der Veranstaltung werden begleitet von der Auseinandersetzung mit jeweils selbstständig vorzubereitenden Quellen unterschiedlicher Art und Gattung. Vorausgesetzt ist hierfür ein Grundwissen zur Propädeutik der Alten Geschichte, das in den Proseminaren vermittelt wurde. Voraussetzung für das erfolgreiche Bestehen der Veranstaltung sind regelmäßige Beteiligung sowie ggf. Vor- und Nachbereitung der Sitzungen in Form von Hausaufgaben. Die Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt.
- Tino Shahin: Antike Verfassungsdiskussionen
Vielfach wurde in der Antike über die Frage nach der besten Verfassung diskutiert. Im fünften Jahrhundert v. Chr. hat Herodot in seinen Historien die erste Verfassungsdebatte in das alte Persien projiziert, wo über die Vorzüge des Königtums, der Aristokratie und der Isonomie diskutiert worden sein soll. Einige Jahrzehnte später ist Platon in seiner Politeia zusätzlich auf die Nachteile der einzelnen Verfassungen eingegangen. In seinem Werk war die Idee eines Kreislaufs der Verfassungen angelegt, die sein Schüler Aristoteles einige Zeit später ausgearbeitet hat. Polybios wiederum hat im zweiten Jahrhundert v. Chr. die Vorteile der Mischverfassung hervorgehoben, die Elemente der drei Einzelverfassungen Monarchie, Aristokratie und Demokratie verbindet. Als die römische Republik im ersten Jahrhundert v. Chr. in eine politische Krise geriet, hat Cicero in seinem Werk De re publica die griechischen Konzepte aufgegriffen, um darzulegen, was die römische Verfassung ausmacht. Offenbar bauten die Ideen der verschiedenen antiken Autoren aufeinander auf, sodass sich eine Tradition der Verfassungsdiskussion herausarbeiten lässt. Im Rahmen der Übung werden die Studierenden Auszüge der antiken Verfassungsdiskussionen lesen und ihre Besonderheiten diskutieren. Zudem werden sie untersuchen, was die Quellen über die politischen Vorstellungen und Verhältnisse ihrer jeweiligen Zeit aussagen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen im Laufe des Semesters zentrale staatstheoretische Schriften der Antike kennen. Außerdem eignen sie sich durch Hausaufgaben und Referate Grundlagenwissen zu den sozialen und politischen Verhältnissen der Antike an.