Geschichte der Abteilung

Geschichte der Abteilung

Nach Gründung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität am 18. Oktober 1818 hat sich die Alte Geschichte in Bonn erst allmählich zum selbständigen Fach mit eigenem Lehrstuhl und eigenem Seminar entwickelt. Dabei lassen sich vierZeitabschnitte unterscheiden:

  1. 1818-1865, Frühphase: althistorische Vorlesungen werden von Klassischen Philologen, Klassischen Archäologen, Historikern, aber auch einem Universalgelehrten wie August Wilhelm von Schlegel gehalten.
  2. 1865-1929: die Alte Geschichte als Abteilung des Historischen Seminars.
  3. 1929-2006: das Seminar für Alte Geschichte als selbständiges Universitätsinstitut, seit Oktober 1965 mit zwei Lehrstühlen.
  4. 2006 bis heute: die Alte Geschichte ist erneut eine Abteilung des Instituts für Geschichtswissenschaft

1818-1865

Die Frühphase

Für die erste Phase sind die Jahre 1825-1831 hervorzuheben, in denen Barthold Georg Niebuhr (geb. 27. August 1776 in Kopenhagen) in seiner Eigenschaft als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Bonn Vorlesungen über antike, vornehmlich römische Geschichte abhielt (insgesamt 11 Semester). Niebuhr gilt mit seiner "Römischen Geschichte" (3 Bde. 1812-1832), die er in Bonn überarbeitete, als Begründer der empirischen Geschichtswissenschaft. - .Er starb am 2. Januar 1831 an einer Lungenentzündung. Sein von Friedrich Schinkel entworfenes Grabdenkmal zählt zu den Sehenswürdigkeiten des Bonner Alten Friedhofs. - Barthold Georg Niebuhr war der einzige Sohn des berühmten Orientreisenden und Erforschers Arabiens Carsten Niebuhr (1733-1815).
Außenansicht Hauptgebäude
© Foto: Jennifer Stracke
Das IGW in der Konviktstraße
© IGW Bonn

1865-1929

Abteilung des Historischen Seminars

In den Jahren 1865-1929 ist die Alte Geschichte in Bonn aufs engste mit der Geschichte des Historischen Seminars verknüpft, das im Jahre 1861 von Heinrich von Sybel (geb. 2. Dezember 1817, gest. 1. August 1895) gegründet wurde. Das Seminar mit seiner besonderen Unterrichtsweise in Form von Übungen hatte "den doppelten Zweck, in die Methode der historischen Forschung einzuführen und künftige Gymnasiallehrer für den Unterricht im historischen Fache vorzubereiten".

1929 bis 2006

Selbständiges Universitätsinstitut

-

2006 bis heute

Abteilung des IGW

177 Jahre

seit Gründung des Lehrstuhls

13

Professoren seit der Gründung

Das Historische Seminar (1865-1929) - Ein Überblick 

1865 Errichtung einer Seminarbibliothek

Am 31. Oktober 1865 erhielt das Historische Seminar im Akademischen Kunstmuseum ein Zimmer zur Aufstellung der Bücher zugewiesen. Zur Abhaltung von Übungen konnte der Hörsaal des Kunstmuseums mitbenutzt werden. Das Akademische Kunstmuseum war (spätestens seit 1827) bis 1884 im Seitenflügel des Schlosses untergebracht, und zwar im Erdgeschoß links vom heutigen Hörsaal 17, von Süden gesehen.

1876, 4. November

Das Historische Seminar erhält eigene Räume, drei Zimmer im ersten Stock des ehemaligen katholischen Konvikts, d. h. im rheinwärts gelegenen Seitenflügel des Schlosses rechts neben dem Koblenzer Tor. Hier blieb das Seminar bis zum Oktober 1913 untergebracht.

1913, Oktober

Umzug des Historischen Seminars vom Koblenzer Tor in den 1. Stock des Westflügels des Schlosses, wo ihm 5 Zimmer des früheren Physikalischen Instituts zugewiesen wurden.

1929

Räumliche und organisatorische Trennung der Althistorischen Abteilung vom Historischen Seminar unter Friedrich Oertel. Das Seminar für Alte Geschichte erhält Räume und ein eigenes Direktorzimmer im Bereich des heutigen Philosophischen Seminars B.

1965

Einrichtung des zweiten Lehrstuhls.

2006

Zum Wintersemester 2006/07 wird die alte Organisationsstruktur der Institute und Seminare der Universität Bonn überarbeitet. Im Zuge dessen wird das Institut für Geschichtswissenschaft gegründet, in welchem alle historischen Seminare institutionell wieder zusammengeführt werden. Die Alte Geschichte ist nun eine Abteilung des IGW, behält aber sowohl ihre Räumlichkeiten im Hauptgebäude als auch ihre Bibliothek.


Professoren

Seit der Gründung der Alten Geschichte in Bonn im Jahr 1865 gab es 13 Professoren, die ersten hundert Jahre an einem, ab dann an zwei Lehrstühlen. Darüber hinaus gab es von 1982 bis 1996 eine dritte, außerordentliche Professur, die Hans Peter Kohns inne hatte.

Die Professoren


1865 zum Sommersemester Berufung von Arnold Dietrich Schaefer (* 16. Oktober 1819 in Seehausen bei Bremen | † 19. November 1883 in Bonn) aus Greifswald, der in Bonn als erster das Fach Alte Geschichte selbständig vertreten sollte, allerdings daneben auch noch über mittelalterliche und neuzeitliche Themen Vorlesungen hielt. Als "Althistoriker" war Schaefer beständig einer der (drei) Direktoren des Historischen Seminars. Schaefer lehrte in Bonn von 1865-1883. Er starb am 19. November 1883 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem "Alten Friedhof".

1884 zum Sommersemester Berufung von Heinrich Nissen (* 1839 zu Hadersleben | † 29. Februar 1912) aus Straßburg als Nachfolger von Arnold Schaefer. Nissen lehrte ausschließlich Alte Geschichte. Er behandelte nach Aussage von Wilhelm Levison "in Bonn wohl als Erster im Seminar antike Inschriften" und wandte sich auch verstärkt provinzialrömischen Themen zu. Nissen lehrte in Bonn bis zu seiner Emeritierung im Herbst 1911. Er verstarb am 29. Februar 1912. Sein Grab befindet sich auf dem Poppelsdorfer Bergfriedhof.

Im Sommersemester 1912 trat Ulrich Wilcken (* 18. Dezember 1862 in Stettin | † 10. Dezember 1944 in Baden-Baden) die Nachfolge von Heinrich Nissen an. Wilcken legte in seiner Lehre den Schwerpunkt auf die griechische Geschichte und bezog in besonderem Maße die Papyrusforschung in den akademischen Unterricht ein. Wilcken blieb nur wenige Jahre in Bonn. Im Oktober 1915 wechselte er nach München.

Nachfolger Wilckens in Bonn wurde im April 1916 Conrad Cichorius aus Breslau (* 25. Mai 1863 in Leipzig | † 20. Januar 1932). Cichorius konzentrierte sich wieder stärker auf die römische Geschichte. Er repräsentierte die Alte Geschichte in Bonn bis zu seiner krankheitsbedingten, vorzeitigen Emeritierung am 20. September 1928.

Auf den Lehrstuhl von Cichorius wurde zum April 1929 Friedrich Oertel (* 21. Mai 1884 in Leipzig | † 15. Januar 1975 in Bonn) aus Graz berufen. Er lehrte bis zu seiner Emeritierung in Bonn. Als Schüler von Ulrich Wilcken räumte Oertel der Papyrologie einen besonderen Platz in seiner Bonner Lehr- und Forschungstätigkeit ein. Im Anschluss an die Erweiterung des Hauptgebäudes um den stadtwärts gewandten Flügel 1926 vollzog sich, gleich zu Beginn seiner Bonner Zeit, im Jahre 1929 die räumliche und organisatorische Trennung der Alten Geschichte vom Historischen Seminar. Das Seminar für Alte Geschichte ist seither ein selbständiges Institut. 1944 wurden das Hauptgebäude und damit auch das Seminar und die seminareigene Bibliothek bei einem Luftangriff schwer beschädigt. Friedrich Oertel wirkte als Dekan der Philosophischen Fakultät in den Jahren 1945–1947 zum Wohle der notleidenden Studierendenschaft. Im Jahre 1949 gliederte Oertel dem Seminar die Papyrus-Abteilung an. Friedrich Oertel forschte zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der antiken Mittelmeerwelt und zu sozialen Konflikten im Altertum.

Von 1953 bis zu seiner Emeritierung 1981 lehrte Johannes Straub (* 18. Oktober 1912 in Ulm | † 29. Januar 1996 in Bonn) in Bonn. Straub, der 1938 bei Wilhelm Weber in Berlin mit einer Studie "Vom Herrscherideal in der Spätantike" promoviert worden war und seit 1946 den Lehrstuhl für Alte Geschichte in Erlangen innehatte, forschte vor allem im Bereich der Spätantike und deren Ideengeschichte. Einen besonderen Schwerpunkt bildete dabei die Historia Augusta, zu der seit 1962 regelmäßig internationale Kolloquien veranstaltet wurden.

Hatto Herbert Schmitt wurde 1955 in München bei Alexander Schenk Graf von Stauffenberg promoviert und habilitierte sich 1963 in Würzburg. Er lehrte in Saarbrücken, von 1965 bis 1978 in Bonn und von 1978 bis 1998 in München. Zudem war er 1971/1972 Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Hatto Schmitt forschte insbesondere zum Hellenismus und arbeitete mit Hermann Bengtson an der Reihe Staatsverträge des Altertums. Hatto H. Schmitt verstarb am 27. April 2023.

Gerhard Wirth (* 9. Dezember 1926 | † 16. Februar 2021) wurde 1951 in Frankfurt am Main sowie Erlangen promoviert und habilitierte sich 1968 ebendort. Er lehrte daraufhin Alte Geschichte in Erlangen und von 1979 bis 1991 in Bonn. Besonders intensiv widmete sich Wirth dem 4. Jahrhundert v. Chr., Philipp II. und Alexander dem Großen. Daneben publizierte er auch zur Zeit der Völkerwanderungen und gab mehrere antiker Autoren in Übersetzung heraus. Von seinem Engagement zeugen seine Mitgliedschaften beim Deutschen Archäologischen Institut und bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie die ihm verliehene Ehrendoktorwürde der Universität Galați. Gerhard Wirth verstarb am 16. Februar 2021.

Hans Peter Kohns (* 29. Mai 1931 in Andernach | † 2. November 2003) wurde 1958 in Bonn bei Johannes Straub promoviert. Er hatte von 1982 bis 1996 den Lehrstuhl für Alte Geschichte in Bonn inne und publizierte nicht zuletzt zu Fragen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

Klaus Rosen  (* 31. Mai 1937 in Mannheim) wurde 1966 bei Viktor Pöschl in Heidelberg promoviert; seinen zweiten Doktorgrad erwarb er 1970 in Pretoria (Südafrika). Er habilitierte sich 1974 in Freiburg und lehrte dann als Dozent in Freiburg und Eichstätt, bevor er von 1982 bis 2002 einen der beiden Bonner Lehrstühle für Alte Geschichte innehatte. In Bonn hielt er noch lange über seine Emeritierung hinaus Vorlesungen; seit 1997 ist er ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Im Fokus seines Forschungsinteresses stehen seit seiner Promotion die Spätantike und gerade der lateinische Historiker Ammianus Marcellinus.

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Nach seiner Promotion bei Friedrich Vittinghoff (Erlangen 1968) und seiner Habilitation (Köln 1974) lehrte Hartmut Galsterer (* 27. April 1939 in Hannover | † 5. März 2024) als Professor in Köln, Berlin, Aachen und von 1992 bis 2004 auch am Bonner Seminar für Alte Geschichte. Seine Forschungsschwerpunkte lagen auf der römischen Sozialgeschichte, der römischen Provinzialgeschichte sowie der Epigraphik. Über Bonn hinaus wirkte er nicht zuletzt als Mitherausgeber der Bonner Jahrbücher und als ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.

Winfried Schmitz ist seit 2003 einer deiner beiden Lehrstuhlinhaber in der Alten Geschichte Bonn.

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Konrad Vössing lehrt seit 2005 in der Alten Geschichte in Bonn.

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Literatur

  • Die rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn. Mit dreizehn Abbildungen und zwei Plänen (Bonn. Lithographisches Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität, Henry & Cohen. Bonn 1839 [Nachdruck Bonn 1968]).
  • 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818 - 1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn: Geschichtswissenschaften (Bonn 1968).
  • Bezold, Friedrich von, Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität von der Gründung bis zum Jahre 1870 (Bonn 1920).
  • Brodersen, Kai, Hatto H. Schmitt. Professor in München 1.4.1978 - 31.3.1998, in: J. Seibert, 100 Jahre Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (1901-2001), Berlin 2002, 175-182.
  • Hermann-Otto, Elisabeth, s.v. Straub, Johannes, in: DNP Suppl. 6 (2012), 1198-1199.
  • Höpfner, Hans-Paul, Die Universität Bonn im Dritten Reich. Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft (Bonn 1999).
  • Hübinger, Paul Egon, Das Historische Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Vorläufer - Gründung - Entwicklung. Ein Wegstück deutscher Universitätsgeschichte (Bonn 1963).
  • Institut für Geschichtswissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität (Hg.), 150 Jahre Historisches Seminar. Profile der Bonner Geschichtswissenschaft. Erträge einer Ringvorlesung (Siegburg 2013).
  • Palme, Bernhard, s.v. Oertel, Friedrich, in: DNP Suppl. 6 (2012), 899-900.
  • Riemer, Ilse, Bildchronik der Bonner Universität. Ein Rückblick ins 19. Jahrhundert (Bonn o. J.).

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