Über uns: Was ist Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte?
Die Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (VSWG) beschäftigt sich mit der materiellen Ebene der Vergangenheit, insbesondere mit den Handlungen von Individuen und Organisationen, die zur planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs an knappen Gütern dienen, sowie den gesellschaftlichen, kulturellen und staatlichen Strukturen und Institutionen, die individuelles und kollektives Handeln ermöglichen und beeinflussen, gleichzeitig aber auch durch dieses beeinflusst werden. Des Weiteren untersucht die VSWG den Wandel der Gesamtgesellschaft, ihrer Schichten und Gruppen, von gesellschaftlichen und individuellen Lagen und beschäftigt sich mit den Konflikten zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen.
Die VSWG versteht sich als Brückenfach zwischen der Geschichts- und Sozialwissenschaft und greift theoretische Konzepte sowie methodische Verfahren der Soziologie, Rechts-, Politik- und Wirtschaftswissenschaften auf, ohne jedoch in eine Trivialanthropologie des Wirtschaftsmenschen zu verfallen. Vielmehr erlaubt dieser Rückgriff die Strukturierung von Fragestellungen sowie die Klassifizierung von Fakten und erleichtert so die historische Analyse.
Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Grundkenntnisse sind für das Studium vorteilhaft, aber nicht Voraussetzung. Die Vorlesungen und Übungen führen auch in methodisches und theoretisches Wissen ein und verbinden dieses mit historischer, quellenbasierter Problemanalyse. Für Studierende, die an sozial- und wirtschaftshistorischen Fragestellungen interessiert sind, werden über die Veranstaltungen im Profilbereich VSWG hinaus speziell zugeschnittene Lehrveranstaltungen im Modul Schlüsselqualifikationen angeboten.
Schwerpunkte
Der zeitliche Schwerpunkt in Bonn reicht vom späten 18. bis ins 20. Jahrhundert ‒ dem Zeitraum, in dem die moderne Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft entstand und gewaltigen Aufschwung nahm. Wichtige Teilbereiche sind unter anderem:
- Der Aufstieg des modernen Finanzkapitalismus, mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte von Banken und Börsen in Deutschland, Großbritannien und den USA seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.
- Unternehmens- und Unternehmergeschichte seit der Frühindustrialisierung.
- Die Entstehung des modernen Rechts- und Verwaltungsstaats im frühen 19. Jahrhundert.
- Die Erforschung von technologischem Wandel und Innovationssystemen seit dem frühen 19. Jahrhundert.
- Soziale Ungleichheit seit der Frühen Neuzeit.
- Infrastrukturpolitik im ausgehenden 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.