In "Black Humor and the White Terror" untersucht Prof. Dr. Béla Bodó politischen Humor als Reaktion auf den verlorenen Krieg, die Nachkriegswirren und die antisemitische Gewalt in Ungarn zwischen 1918 und 1922.
Es gibt zwar eine große Auswahl an Literatur über jüdischen Humor als eine Form des Widerstands und Bewältigungsstrategie während des Holocausts, doch nur eine Handvoll Studien beschäftigen sich mit jüdischem Humor als Reaktion auf physische Angriffe und zunehmende Diskriminierung in Europa während und nach dem Ersten Weltkrieg. Die Mehrzahl der Studien hat sich der Frage des jüdischen Humors aus einer anthropologischen, kulturellen oder sprachlichen Perspektive angenähert. Sie konzentrieren sich auf den Humor der Juden der unteren oder unteren Mittelschicht in den osteuropäischen Schtetl vor 1914.
Béla Bodó hingegen verfolgt einen historisch-politischen Ansatz zum selben Thema und konzentriert sich auf die Reaktion der städtischen Mittelschicht und der kulturell assimilierten Juden auf die jüngsten Ereignisse: auf den Zerfall der Doppelmonarchie, den Zusammenbruch von Recht und Ordnung, zunehmender Gewalt, die Umkehrung der jüdischen Emanzipation und das Aufkommen neuer antisemitischer Vorurteile. Die Studie sieht den Humor nicht nicht nur als eine Form der Unterhaltung und ein Produkt der Populärkultur, sondern auch als heuristisches Mittel zum Verständnis der Welt und als Mittel zur Verteidigung der eigenen sozialen Position, der Identität des Einzelnen und der Gruppe. Nicht zuletzt, um die Unterstützung von Nicht-Juden zu gewinnen und die Herzen und Köpfe von Nicht-Juden und neutralen Zuschauern zu gewinnen.
Im Gegensatz zu früheren wissenschaftlichen Arbeiten über den jüdischen Widerstand während des Holocausts, sieht diese Studie den jüdischen Humor in Budapest nach dem Ersten Weltkrieg als als ein Produkt der städtischen und ungarischen Kultur, in der die Juden nicht nur eine wichtige Rolle spielten, sondern sie wesentlich prägten. Schließlich behandelt das Buch die Frage der Kontinuität in der ungarischen Geschichte: ob der städtische jüdische Humor als eine Form des Eskapismus dazu beigetragen hat, die zukünftigen Opfer des Holocausts gegenüber der nahenden Gefahr zu desensibilisieren, oder ob er in der Zwischenkriegszeit weiterhin die gleiche defensive und positive Rolle spielte wie unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg.
Das Buch ist in englischer Sprache verfasst und über diesen Link kostenlos erhältlich.