Imagining Auschwitz. Rezeption des Holocausts in Ost und West: Erinnerung, Politik und Popkultur
Theodor Adorno schrieb, dass die höchste Forderung an Erziehung sei, dass Auschwitz nie wieder passieren darf; Viktor Frankl glaubte trotz Haft in mehreren Konzentrationslagern, dass das menschliche Leben in Anbetracht roher Gewalt Sinn haben kann; Abba Kovner wollte Rache an den Deutschen für die Shoa und Art Spiegelman arbeitete die Biographie seines jüdischen Vaters in Form von Katz-Maus-Allegorien in einer Graphic Novel auf: Die systematische Auslöschung jüdischen Lebens in Europa während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs hat in den von NS-Gewalt betroffenen Gesellschaften massive Spuren hinterlassen. Doch welche Orte und Taten der Gewalt es in das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft schaffen, hängt oft von politischen Faktoren ab.
In der deutschen Gesellschaft hat sich Auschwitz als das stärkste Symbol des Holocausts und als die Materialisierung des absolut Bösen herauskristallisiert. Doch wie gehen andere Gesellschaften damit um? In der Veranstaltung Imagining Auschwitz schauen wir uns verschiedene erinnerungskulturelle Umgänge mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus in Ost- und Westeuropa an. Ziel des Kurses ist es, den Blick zu weiten und die wichtigsten Ereignisse und Erinnerungsorte nationalsozialistischer Gewalt außerhalb des deutschen Diskurses kennenzulernen.
In der Lehrveranstaltung erhalten die Studierenden eine praxisnahe Einführung in die Methoden der Erinnerungsforschung (memory studies) und lernen verschiedenste Quellen der Erinnerung kennen: Denkmäler, Graphic Novels, Filme, Memoiren, Philosophie, Romane und Museen.
Im Rahmen des Seminars findet im Februar eine zweitägige Exkursion nach Hamburg zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme statt, wo wir uns mit vergessenen Verbrechen des Nationalsozialismus (Zwangsarbeit und Endphaseverbrechen) auseinandersetzen werden. Die Kosten werden sich auf rund 100 bis 120 Euro pro Person belaufen.
Übung
Mittwochs, 12 Uhr c.t. - 14 Uhr
Erste Sitzung:
16.10.2024
Letzte Sitzung:
29.01.2025
Adenauerallee 4-6, 53113 Bonn
Raum 3.010
Literatur
Astrid Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung, 2. Auflage, Weimar 2011.