Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2023/24
Prof. Dr. Martin Aust
Hauptseminar: Putinismus, Faschismus, Nationalsozialismus: Chancen und Grenzen von Vergleichen und Analogien
Übung: Osteuropäische Geschichte digital
Von meinem ersten Semester als Student an gerechnet liegen 60 Hochschulsemester hinter mir. Bis zu meiner Emeritierung liegen noch 30 Hochschulsemester vor mir. Wenn die Rede vom lebenslangen Lernen keine hohle Phrase bleiben soll, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Die digital history zählt bislang nicht zu meinen Arbeitsschwerpunkten. Ich möchte mich in dieser Übung gemeinsam mit Ihnen in dieses Feld am Beispiel der Osteuropäischen Geschichte einarbeiten und dabei verschiedene Dimensionen in den Blick nehmen: (1) Digitalität als Darstellungsform wissenschaftlicher Ergebnisse im Unterschied zur Monographie in analoger Buchform; (2) Digitalität als wissenschaftliche Infrastruktur: Recherche-tools, Museen, Archive und Quellen online; (3) Digitalität als Untersuchungsgegenstand: der Umgang mit Geschichte im Internet und auf sozialen Medien. Das genaue Programm der Übung werden wir in der ersten Sitzung gemeinsam erstellen.
Übung: Quellenlektüre Osteuropäische Geschichte
Die Übung dient der Vertiefung von Sprachkenntnissen des Polnischen, Ukrainischen und Russischen zum Zweck der Übersetzung von wissenschaftlichen Texten und Quellentexten im Geschichtsstudium. Der Besuch der Übung ist bereits mit dem Interesse an einer der drei Sprachen möglich. Die Übung teilt sich in drei interne Arbeitsgruppen zu den drei Sprachen auf. Neben Übersetzungen aus den drei Sprachen stehen folgende Punkte auf dem Programm: (1) Grammatikwiederholungen in kleinen Dosierungen, (2) Film- und Fernsehauszüge, um einen Eindruck der gesprochenen Sprache wie auch historisch-politischer Reden zu erhalten sowie (3) die Frage nach dem Umgang mit digitalen Übersetzungsprogrammen in einer quellenorientierten Geschichtswissenschaft.
Kolloquium: Kolloquium zur Geschichte Osteuropas
Das Kolloquium ist Werkstatt und Wohnzimmer der Bonner Osteuropäischen Geschichte in einem. Hier besteht die Gelegenheit, laufende Bonner Arbeiten wie BA-Arbeiten, MA-Arbeiten und Dissertationsprojekte vorzustellen. Auswärtige Gastvorträge bereichern das Programm. Zugleich soll Raum sein für die Diskussion von Fragen, die Russlands Krieg gegen Ukraine für die Osteuropäische Geschichte in Deutschland aufwirft: Welche neuen Ansätze in der Geschichtsschreibung der Ukraine werden sichtbar? Wie wird die jetzt vielfach erneut ausgerufene Dekolonialisierung sich auf die Geschichtsschreibung der Imperien auswirken? Wie beurteilt die Geschichtswissenschaft den Vorschlag, Putin und russische Kriegsverbrecher das Erbe der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesse vor einem internationalen Tribunal spüren zu lassen? Wie stellt sich gerade die Geschichtsschreibung in Deutschland zu den zahlreichen Analogien zum Nationalsozialismus, von denen in Russland und Ukraine in diesem Krieg gesprochen wird?
Prof. Dr. Béla Bodó
Vorlesung: Geschichte des modernen Ungarn, 1914-heute / History of Modern Hungary, 1914-Present
Hauptseminar: Nationalismus in Osteuropa, 1815 - heute / Nationalism in Eastern Europe, 1815 - Present
Übung: Die Goldenen Zwanziger: Kunst, Kultur und Politik in Europa und Nordamerika, 1918-1932 / The Roaring Twenties: Art, Culture and Politics in Europe and North America, 1918-1932
Maria Timofeeva M.A.
Proseminar: Geschichte der Russlanddeutschen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Die vielfältige Geschichte der deutschen Aussiedler in Russland, die auch Russlanddeutsche genannt werden, erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte und ist durch tiefe politische, kulturelle und wirtschaftliche Kontakte zwischen zwei Länder geprägt.
Thematisch werden wir im Proseminar verschiedene Aspekte und Fragen aus der Geschichte der Deutschen in Russland/der Sowjetunion eingehen: die durch die deutschen Aussiedler geprägte russische Migrations- und Kolonisationspolitik, die Geschichte der deutschen Siedlungen von der Deutschen Vorstadt (Nemezkaja sloboda) im 17. Jh. bis die autonome Republik der Wolgadeutschen, Verfolgungen und Deportationen in der Stalinzeit sowie nationales Selbstbewusstsein und Kultur.
Was versteht man unter dem vielseitigen Begriff „Russlanddeutsche”? Welchen Beitrag leisteten die deutschen Aussiedler zur Modernisierung und Europäisierung des Russischen Reiches in der Neuzeit? Wie war ihr rechtlicher Status? Wie gut waren sie in die russische/sowjetische Gesellschaft integriert? Wie haben sich die beiden Weltkriege auf ihr Leben ausgewirkt? Anschließend wird auch die Emigration in die Bundesrepublik und ihre Besonderheiten diskutiert.
Als Bereicherung des Programms ist eine eintägige Exkursion zum Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte nach Detmold geplant, um die Geschichte der Russlanddeutschen aus der kulturhistorischen Perspektive kennenzulernen.
Hera Shokohi M.A.
Proseminar: Aufbruch, Terror, Unterdrückung. Die Sowjetunion unter Stalin
Die Ära des Stalinismus (1928-1953) prägte die sowjetische Gesellschaft sowie die post-sowjetischen Staaten immens. Im Proseminar werden verschiedene Aspekte des Stalinismus thematisiert, die kennzeichnend für seine Zeit waren. Dazu gehören zum Beispiel der Umgang mit ethnischen Minderheiten, die Rolle der Frau, Kultur- und Bildungspolitik sowie die Gewaltgeschichte des Stalinismus (Deportation, politische Säuberungen, GULAG). Das Proseminar wird sich jedoch nicht nur auf Ebene der Politikgeschichte mit diesen Inhalten beschäftigen, sondern auch auf Ebene der Alltagsgeschichte, z.B. durch das Konzept der Subjektivität. Zudem werden wir nicht nur den Stalinismus in Russland thematisieren – wir werfen einen Blick auf die gesamte Sowjetunion. Besonders im Fokus stehen werden die Ukraine und Kasachstan.
Um die ambivalente Haltung post-sowjetischer Gesellschaften zum Stalinismus fassbar zu machen, wird Erinnerungskultur ebenfalls Inhalt des Proseminars sein. So lernen Studierende nicht nur das wissenschaftliche Arbeiten mit der „Geschichte ersten Grades” (Ereignisgeschichte), sondern auch mit der „Geschichte zweiten Grades” (Umgang mit der Geschichte im kollektiven Gedächtnis der Gegenwart) kennen.
Dr. Daria Vystavkina
Übung: Formation of Ukrainian society and the analysis of crucial transformations: The history of Ukraine from 1991 to the present
It sounds ironic, but this course is possible only now when the social changes in Ukraine over the past thirty-odd years have led to Russian aggression against Ukraine. Ukraine has dramatically ceased to be a "grey area" for the world and has found subjectivity with its voice.
Although it sometimes seems that for many researchers and journalists, the primary interest is in the radical changes in Russia as a condition for peace and stability on the world stage. Nevertheless, it is evident that for Russia, establishing a civil society in Ukraine and choosing a pro-European political course has become a challenge and an obstacle to realizing its ambitions.
After the breaking of the Soviet Union in December 1991 and the vote for Independent Ukraine by 90% population, it started searching the national identity and ways of political development in its historical roots. Some political streams considered Ukraine the heiress of the Ukrainian Soviet Socialist Republic, which automatically belong to a conglomeration of Union Independent States initiated by the Russian Federation. The other political groups took into account the historically permanently occupied status of Ukraine by Russian Imperia and further by the Soviet Union, making attempts to reanimate the ideology of Ukrainian statehood developed at the beginning of the XX century. Until the Orange Revolution of 2004, Ukraine tried to balance pro-west and pro-Russian political orientations. The culmination became the political race between Yushchenko and Yanukovich, electoral fraud that led to the protests and defending the choice of European integration. However, deep economic and energy dependency from Russia and business and political links on a personal level did not bring success in this attempt. In the next elections, Yanukovych won.
Nevertheless, Ukraine came again to a crossroads: democracy values with economic loss while the association process with the EU, or financial stability with political stagnation when turning to RF. The Revolution of Dignity in 2014 showed the choice of the Ukrainian people. Since then, Ukraine changed two presidents and has followed a pro-European course, defending the right of national independent development, despite the annexation of Crimea, Russian initiating hostilities in Donbas, and the further full invasion of Russia in Ukraine.
With its modern history, Ukraine has raised many issues about:
- the subjectivity of developing countries, including their right and chances for self-determination and sovereignty;
- the political risks and responsibilities toward countries have supported the way of democratization and social reforms;
- the issue of security and the boundaries between alliances, countries, and cultures;
- the role of fear and hope as drivers of political and social decision-making;
- how collective identity shapes by the process of external endangerment and internal rethinking;
- the power of civil society in times of revolutions and wars.
This course invites us to emerge into Ukrainian history since 1991, from the deep crisis of the 1990s, and the political turmoil of the 2000s, to the appreciation of freedom of self-determination and the willingness to defend it even with a price of life.
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