Die Deutschen Inschriften
Während die wissenschaftliche Erforschung antiker Inschriften bereits eine lange Tradition hat, rückten die Inschriften aus nachrömischer Zeit erst im 20. Jahrhundert verstärkt in den Blick der Forschung. 1934 gab der Heidelberger Germanist Friedrich Panzer den Anstoß zum Editionsprojekt "Die Deutschen Inschriften", um eine zuvor weitgehend unbeachtete historische Quellengattung zugänglich zu machen.
Die Zielsetzung des bis heute fortgeführten Corpuswerks ist die möglichst umfassende Dokumentation, kritische Edition und historische Kontextualisierung der deutschen und lateinischen Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Deutschland und Österreich. Erfasst werden nicht nur die im Original erhaltenen Inschriften, sondern auch solche, die lediglich in Abschriften, Zeichnungen oder Fotografien überliefert sind. Erhaltene Inschriften sind zunehmend durch Umwelteinflüsse gefährdet und drohen der Forschung unwiederbringlich verlorenzugehen. Mit dem Editionsprojekt wird dieses wertvolle Kulturgut zumindest dokumentarisch gesichert.
Heute sind sechs deutsche Akademien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften an dem Projekt "Die Deutschen Inschriften" beteiligt. In Deutschland unterhalten die Akademien insgesamt neun Arbeitsstellen, die mit der Erfassung und Bearbeitung der Inschriften bis 1650 befasst sind.
Jeder Editionsband präsentiert die Inschriften einer Stadt oder eines Kreises in den heutigen Verwaltungsgrenzen. In einem chronologisch geordneten Katalogteil werden die Inschriftentexte nach wissenschaftlichen Kriterien wiedergegeben, gegebenenfalls übersetzt und durch einen Kommentar ergänzt, der sie in ihren funktionalen und historischen Zusammenhang stellt. Je nach Inschrift werden dabei auch kunsthistorische, schrift- oder sprachgeschichtliche Aspekte erläutert. Der Katalog wird durch mehrere Register erschlossen. Ein umfangreicher Abbildungsteil und eine ausführliche Einleitung, die den bearbeiteten Bestand insgesamt auswertet, ergänzen die Bände. Die Editionen werden gedruckt in der Reihe „Die Deutschen Inschriften“ (Reichert Verlag Wiesbaden) veröffentlicht und nach einer Sperrfrist online auf dem Portal "Deutsche Inschriften Online" zur Verfügung gestellt.