In der Rundfunk- und Fernsehansprache bringt John F. Kennedy am 22.10.1962 die sowjetischen Atomwaffenlieferungen an Kuba und die dadurch ausgelöste direkte Bedrohung für die USA und ihre Verbündeten an die Öffentlichkeit. Bereits einige Tage zuvor wurden die Waffenlieferungen durch US-Amerikanische Aufklärungsflugzeuge entdeckt und eine Krisensitzung, das Executive Committee (ExComm), einberufen. Anstelle einer direkten und privaten Kommunikation mit der sowjetischen Führung entschied man sich dazu, den Konflikt in der Öffentlichkeit auszutragen um somit ein zusätzliches Druckmittel gegen den sowjetischen Ministerpräsidenten Chruschtschow in der Hand zu haben.
Zunächst spricht Kennedy das Problem direkt an, erläutert dessen Bedrohung für die USA und listet Verträge und Versprechen auf, die durch dieses provokante Vorgehen der Sowjetunion gebrochen wurden. Er betont mit Deutlichkeit, dass seine Regierung die Atomwaffenlieferungen als klare Bedrohung für den Weltfrieden interpretiere, kommuniziert offen die potentielle Gefahr eines Atomkrieges und macht deutlich, dass die USA eine solche Provokation nicht akzeptieren werde. Dann zählt er die Schritte auf, die seine Regierung eingeleitet hat, um die Krise einzudämmen und richtet eine direkte Warnung an Chruschtschow: „Wir werden weder voreilig noch unnötigerweise die Folgen eines weltweiten Atomkrieges riskieren, bei dem selbst die Früchte des Sieges nur Asche auf unseren Lippen wären – aber wir werden auch niemals und zu keiner Zeit vor diesem Risiko zurückschrecken, wenn wir uns ihm stellen müssen“ (S.3). Seine Rede beendet er mit einem Apell an die kubanische und US-Amerikanische Bevölkerung.
Die Rede ist eine ideale Quelle, um im Rahmen des Inhaltsfeldes 7 der Sek. II den inhaltlichen Schwerpunkt „Konflikte und Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg“ zu thematisieren. Die Kuba-Krise gilt für viele Historiker als Höhepunkt des Kalten Krieges. Somit eröffnet Kennedys Rede als eine der zentralen Quellen dieser Krise einen Einblick in die Machtverhältnisse der Zeit und bietet einen Rahmen, um die Entwicklungen der internationalen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu untersuchen.